Wissenschaftlicher Werdegang

 

 

Das durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderte Studium der Philosophie, Linguistik, Psychologie, Komparatistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum schloss ich im Juni 1980 mit dem Erwerb des akademischen Grades eines Magister Artium (M.A., Note: "mit Auszeichnung") ab. Meine Magisterarbeit Neuere Aspekte zu Quines "Indeterminacy of Translation" diskutierte Quines einflussreiche sprachphilosophische These insbesondere in ihrer Verbindung zu aktuellen linguistischen Forschungsergebnissen. Meine Beschäftigung mit fachübergreifenden interdisziplinnären Fragestellungen hat hier ihren Ursprung.

 

Nach Abschluss meines Studiums war ich die nächsten fünf Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Gert König am Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Während dieser Zeit verfolgte ich insbesondere den systematischen Zusammenhang von sprachphilosophischen und wissenschaftstheoretischen Problemen - auch unter einer historischen Perspektive. Das Resultat war meine Anfang 1986 eingereichte Dissertation Theorie und Sprache - Eine historisch-systematische Rekonstruktion der Philosophie W.V. Quines unter besonderer Berücksichtigung der These der Übersetzungsunbestimmtheit. Im Mai des gleichen Jahres wurde ich zum Dr. phil. promoviert (Note: summa cum laude). Knapp ein Jahr später erschien meine Arbeit unter dem Titel Die Aufhebung der analytischen Philosophie - Quine als Synthese von Carnap und Neurath im Suhrkamp Verlag. Im Juli 1987 erhielt ich für sie den Dissertationspreis der Ruhr-Universität Bochum.

 

Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Philosophie Quines war mein Interesse für naturalistische Erkenntnistheorie, Philosophie des Geistes und der Psychologie und für Kognitionswissenschaft geweckt worden. Zusammen mit Prof. Dr. Elmar Holenstein erarbeitete ich ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt "Naturalistische Erkenntnistheorie und kognitive Wissenschaft", in dessen Rahmen ich von Januar bis Juni 1988 als visiting scholar an der University of California in Berkeley forschte. Ein Ergebnis war die Entwicklung der metaphilosophischen Position des kooperativen Naturalismus, die dem systematischen Zusammenhang von Philosophie und empirischer Wissenschaft explizit Rechnung trägt. Diese Position wurde in mehreren zumeist englischsprachigen Aufsätzen publiziert und verteidigt, die internationale Beachtung gefunden haben.

 

Die im Rahmen des Forschungsprojekts zur naturalistischen Erkenntnistheorie und kognitiven Wissenschaft entstandenen Arbeiten waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich von Oktober 1989 bis Juli 1990 als Mitglied der internationalen  Forschungsgruppe Mind and Brain in das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) an die Universität Bielefeld eingeladen wurde. Schwerpunkt meiner Arbeit war hier u.a. eine kritische Untersuchung des für die Methodologie der Kognitionswissenschaften zentralen Begriffs der Repräsentation unter besonderer Berücksichtigung von Symbolverarbeitung und Konnektionismus. In enger Zusammenarbeit mit einem Kollegen aus der Psychologie, Prof. Dr. Thomas Goschke (jetzt TU Dresden), entstanden dazu einige genuin interdisziplinäre Arbeiten, die insbesondere im englischsprachigen Ausland diskutiert werden.

 

Bei meinem Forschungsaufenthalt in Berkeley wie auch als Mitglied der Forschergruppe Mind and Brain in Bielefeld habe ich Erfahrungen in fakultätsübergreifender Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Disziplinen sammeln können. Während meiner Zeit am ZiF bot mir einer der Forschungsgruppenleiter, Prof. Dr. Peter Bieri, eine wissenschaftliche Assistentenstelle an, die ich bei ihm für drei Jahre an der Philipps-Universität Marburg und für weitere drei Jahre an der Freien Universität Berlin verbrachte. Hauptforschungsschwerpunkt in dieser Zeit war die differenzierte und kritische Auslotung der Möglichkeiten und Grenzen des Naturalismus in der theoretischen Philosophie. Im November 1998 reichte ich mit Studien zum Naturalismus in der Erkenntnistheorie und der Philosophie der Psychologie meine schriftliche Habilitationsleistung im Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften I der Freien Universität Berlin ein, die aus 26 deutsch- und englischsprachigen Veröffentlichungen besteht. Im Mai 1999 erfolgte die Habilitation im Fach Philosophie, im Juni des gleichen Jahres wurde mir die Lehrbefugnis (venia legendi) für das Fach Philosophie erteilt. Seitdem bin ich Privatdozent an der Freien Universität Berlin.

 

Nach Abschluss meiner Habilitation nahm ich eine Reihe von Vertretungsangeboten wahr: Im Wintersemester 1999/2000 vertrat ich eine Professur für Philosophie (Wissenschaftstheorie) an der Universität Bayreuth (ehemals Prof. Dr. Ulrich Gähde). Im darauffolgenden Sommersemester vertrat ich in Bayreuth den Lehrstuhl für Philosophie (Prof. Dr. Rainer Hegselmann). Im Wintersemester 2000/2001 war ich Gastprofessor für Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und Naturphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin (ehemals Prof Dr. Michael Heidelberger). Im Sommersemester 2002 vertrat ich den Lehrstuhl für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum (ehemals Prof. Dr. Gert König). Im Sommersemester 2004 vertrat ich die Professur für Philosophie der Kognition am Institut für Kognitionswissenschaft an der Universität Osnabrück (Prof. Dr. Achim Stephan), wo ich in den bislang in Deutschland einzigartigen Bachelor- und Master-Studiengängen Cognitive Science eine Vorlesung (Philosophy of Mind), ein Proseminar und ein vierstündiges Forschungsseminar in englischer Sprache abhielt.

 

Bei meinen Bewerbungsbemühungen habe ich zweimal einen 2. Listenplatz erreicht: im November 2001 bei der Bewerbung um eine C 4-Professur für Philosophie mit den Schwerpunkten Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik an der Universität Paderborn und im März 2002 bei der Bewerbung um eine C 4-Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt theoretische Philosophie an der Universität Essen.

 

Zuletzt arbeitete ich in dem DFG-Forschungsprojekt "Intellektuelle Tugenden und epistemische Werte - Zur Neuorientierung der Erkenntnistheorie", das ich gemeinsam mit Prof. Dr. Holm Tetens entwickelt und beantragt habe. Die gegenwärtige Problemsituation in der Erkenntnistheorie lässt sich durch drei grundlegende Dogmen in Form von sechs unversöhnlichen Positionen charakterisieren: Fundamentalismus vs. Kohärentismus, Internalismus vs. Externalismus, Normativismus vs. Naturalismus. In dem Projekt wird untersucht, inwieweit es dem neuen Forschungsprogramm der Tugenderkenntnistheorie gelingt, die mit diesen drei erkenntnistheoretischen Dichotomien verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden. Insbesondere wird dabei die Leistungsfähigkeit der Tugenderkenntnistheorie durch die Analyse von zwei grundlegenden Problemfeldern getestet, die zenrale Herausforderungen für jede Erkenntnistheorie darstellen: das Problemfeld epistemischen Glücks und das Problemfeld epistemischen Werts.

 

Gegenwärtig arbeite ich an dem Buch Epistemische Werte und intellektuelle Tugenden - Plädoyer für eine wertorientierte Erkenntnistheorie. Ein wichtiger Schwerpunkt ist dabei die Klärung genuin epistemischer Normativität. Nicht zuletzt soll die Frage beantwortet werden, wie wir heute und in Zukunft Erkenntnistheorie betreiben sollen - worin eine aussichtsreiche Neuorientierung der Erkenntnistheorie besteht und welche Herausforderungen sie zu bewältigen hat.

 

Eine Art Neuorientierung der Erkenntnistheorie wird auch in dem weitgefächerten Feld der sozialen Erkenntnistheorie angestrebt. Dazu gehe ich in einem weiteren Buchprojekt Dissense - Erkenntnistheorie des Dissenses und Dissense in der Erkenntnistheorie vor allem vier Fragen nach: Erstens, was ist Erkenntnistheorie des Dissenes und warum ist sie wichtig?  Zweitens, wie sind wichtige Dissense in der Erkenntnistheorie zu beurteilen? Drittens, wie sind wichtige Dissense über die Erkenntnistheorie zu beurteilen? Und viertens, ergeben sich aus erkenntnistheoretischen Dissensen skeptische Konsequenzen für die Disziplin?

 

Im WS 2014/15 werde ich als Gastprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Wien tätig sein.

 

 

(Stand: März 2014)